David begeht Ehebruch

Als der Frühling kam, begann wieder die Zeit, in der die Könige ihre Feldzüge unternahmen. Auch König David ließ seine Soldaten ausrücken: Unter der Führung Joabs zogen seine Offiziere mit dem ganzen Heer Israels in den Krieg gegen die Ammoniter. Sie verwüsteten das Land der Feinde und belagerten die Hauptstadt Rabba. David selbst blieb in Jerusalem. Eines Nachmittags, als David seine Mittagsruhe beendet hatte, ging er auf dem flachen Dach seines Palasts spazieren. Da fiel sein Blick auf eine Frau, die im Hof eines Nachbarhauses ein Bad nahm. Sie war sehr schön. David wollte unbedingt wissen, wer sie war, und schickte einen Diener los, der es herausfinden sollte. Man berichtete ihm: „Die Frau heißt Batseba. Sie ist eine Tochter Eliams und verheiratet mit Uria, einem Hetiter.“ David sandte Boten zu ihr und ließ sie holen. Batseba kam, und er schlief mit ihr. Danach kehrte sie in ihr Haus zurück. Gerade vorher hatte sie die Reinigung vorgenommen, die das Gesetz nach der monatlichen Blutung vorschreibt. Nach einiger Zeit merkte Batseba, dass sie schwanger war. Sie schickte einen Boten zu David, der es ihm sagen sollte. Kaum hatte der König das gehört, ließ er Joab melden: „Schickt sofort den Hetiter Uria zu mir!“ Joab gehorchte und schickte den Mann zu David. Als Uria ankam, erkundigte sich David zunächst, ob es Joab und den Soldaten gut gehe und wie weit die Belagerung der Stadt schon vorangeschritten sei. Schließlich forderte er Uria auf: „Geh nun nach Hause zu deiner Frau, bade dich und ruh dich aus!“ Uria war noch nicht weit gekommen, als ihn ein Diener einholte und ihm ein Geschenk des Königs überreichte. Doch Uria ging nicht nach Hause, sondern zur königlichen Leibwache am Tor des Palasts. Dort übernachtete er. David hörte davon und ließ Uria gleich am nächsten Morgen zu sich rufen. „Warum hast du nicht zu Hause bei deiner Frau übernachtet?“, fragte er ihn. „Du warst doch jetzt so lange von ihr getrennt!“ Uria antwortete: „Die Bundeslade steht nur in einem Zelt, und auch die Soldaten Israels und Judas müssen mit Zelten auskommen. Selbst der Heerführer Joab und seine Offiziere übernachten auf offenem Feld am Boden. Und da sollte ich nach Hause gehen, essen, trinken und mit meiner Frau schlafen? So wahr du, mein Herr, lebst: Niemals könnte ich so etwas tun!“ David bat ihn: „Bleib heute noch hier, Uria. Morgen lasse ich dich dann wieder ziehen.“ So blieb Uria noch in Jerusalem. Am Abend lud David ihn zum Essen ein und machte ihn völlig betrunken. Doch auch diesmal ging Uria nicht nach Hause, sondern schlief wieder bei der Leibwache am Palast.

Uria muss sterben

Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und gab ihn Uria mit. Darin befahl er seinem Heerführer: „Stell Uria an die vorderste Front, wo der Kampf am härtesten tobt! Keiner von euch soll ihm Deckung geben. Zieht euch mitten in der Schlacht von ihm zurück, damit er getroffen wird und stirbt.“ Joab hatte die Feinde in der belagerten Stadt schon länger beobachtet, und so wusste er, wo ihre gefährlichsten Leute standen. Genau dort setzte er nun Uria ein. Als nun die Ammoniter aus der Stadt herausstürmten und angriffen, wurden einige Israeliten getötet, und auch der Hetiter Uria war unter den Gefallenen. Joab ließ David über den Ablauf des Kampfes genau unterrichten. Er sagte dem Boten, der die Nachricht überbringen sollte: „Wenn du dem König über das Geschehene berichtest, wird er vielleicht zornig und hält dir vor: ‚Warum seid ihr so nah an die Stadtmauer herangerückt? Habt ihr denn nicht daran gedacht, dass die Feinde von der Mauer aus auf euch schießen würden? Wisst ihr nicht mehr, wie es damals in Tebez Gideons Sohn Abimelech erging? Von einer Frau wurde er umgebracht! Sie warf von der Mauer der Festung einen Mühlstein und erschlug ihn damit. Warum also habt ihr so nahe an der Stadtmauer gekämpft?‘ Wenn David dir solche Vorwürfe macht, dann erwidere ihm, dass auch der Hetiter Uria gefallen ist.“ Der Bote machte sich auf den Weg und ging in Jerusalem als Erstes zum König. Er richtete David alles aus, was Joab ihm aufgetragen hatte. „Die Feinde waren stärker als wir“, erzählte er, „sie stürmten aus der Stadt und griffen uns auf freiem Feld an. Wir konnten sie bis unmittelbar vor die Tore der Stadt zurückdrängen. Doch da schossen die Bogenschützen von der Mauer auf uns herunter. Einige deiner Soldaten wurden tödlich getroffen. Auch der Hetiter Uria ist gefallen.“ Da antwortete David: „Geh zurück und melde Joab: Lass dich durch diese Niederlage nicht entmutigen! Der Krieg ist eben so grausam: Mal trifft es diesen, mal jenen. Kämpfe entschlossen weiter gegen die Stadt, bis du sie zerstört hast. Nur Mut, Joab!“ Als Batseba hörte, dass Uria gefallen war, hielt sie die Totenklage für ihren Mann. Gleich nach der Trauerzeit ließ David sie zu sich in den Palast holen und heiratete sie. Bald darauf brachte sie einen Sohn zur Welt. Der Herr aber verabscheute, was David getan hatte.

Du bist der Mann!

Der Herr sandte den Propheten Nathan zu David. Als Nathan vor dem König stand, sagte er zu ihm: „Ich muss dir etwas erzählen: Ein reicher und ein armer Mann lebten in derselben Stadt. Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder, der Arme aber besaß nichts außer einem kleinen Lamm, das er erworben hatte. Er versorgte es liebevoll und zog es zusammen mit seinen Kindern groß. Es durfte sogar aus seinem Teller essen und aus seinem Becher trinken, und nachts schlief es in seinen Armen. Es war für ihn wie eine Tochter. Eines Tages bekam der reiche Mann Besuch. Er wollte seinem Gast, der einen weiten Weg hinter sich hatte, etwas zu essen anbieten. Aber er brachte es nicht über sich, eines seiner eigenen Schafe oder Rinder zu schlachten. Darum nahm er dem Armen sein einziges Lamm weg und bereitete es für seinen Besucher zu.“ David wurde vom Zorn gepackt und brauste auf: „So wahr der Herr lebt: Dieser Mann hat den Tod verdient! Dem Armen soll er vier Lämmer geben für das eine, das er ihm rücksichtslos weggenommen hat.“ Da sagte Nathan zu David: „Du bist dieser Mann! Der Herr, der Gott Israels, lässt dir sagen: ‚Ich habe dich zum König von Israel erwählt und dich beschützt, als Saul dich umbringen wollte. Den gesamten Reichtum Sauls und auch seine Frauen habe ich dir gegeben. Ganz Israel und Juda gehören dir. Und sollte dir das noch zu wenig sein, würde ich dir sogar noch mehr schenken. Warum also missachtest du meinen Willen? Warum hast du getan, was ich verabscheue? Den Hetiter Uria hast du ermordet und dann seine Frau geheiratet. Ja, du, David, bist der Mörder Urias, denn du hast angeordnet, dass Uria im Kampf gegen die Ammoniter fallen sollte! Von mir hast du dich abgewandt und Uria die Frau weggenommen. Darum sollen von nun an in jeder Generation einige deiner Nachkommen einen grausamen Tod erleiden. Ich, der Herr, sage dir: Jemand aus deiner eigenen Familie wird dich ins Unglück stürzen. Ich selbst werde dafür sorgen. Du musst erleben, wie ein Mann, der dir sehr nahe steht, dir deine Frauen wegnimmt und in aller Öffentlichkeit mit ihnen schläft. Was du, David, heimlich getan hast, das lasse ich am helllichten Tag geschehen. Ganz Israel soll Zeuge sein.‘“ Da bekannte David: „Ich habe gegen den Herrn gesündigt.“ Nathan erwiderte: „Der Herr hat dir vergeben, du wirst nicht sterben. Doch wegen deiner Tat spotten die Feinde Gottes noch mehr über ihn. Darum muss der Sohn, den Batseba dir geboren hat, sterben.“ Nach diesen Worten ging Nathan wieder nach Hause. Der Herr ließ das Kind, das Urias Frau geboren hatte, todkrank werden.

Davids Sohn stirbt

David zog sich zurück, um für seinen Sohn zu beten. Er fastete tagelang und schlief nachts auf dem Fußboden. Seine Hofbeamten kamen und versuchten, ihn zum Aufstehen zu bewegen, doch ohne Erfolg. Auch zum Essen ließ er sich nicht überreden. Am siebten Tag starb das Kind. Keiner der Diener wagte es David mitzuteilen, denn sie befürchteten das Schlimmste. „Schon als das Kind noch lebte, ließ er sich durch nichts aufmuntern“, sagten sie zueinander. „Wie wird er sich erst verhalten, wenn er erfährt, dass es tot ist? Er könnte sich etwas antun!“ Doch als David merkte, wie die Hofleute miteinander flüsterten, ahnte er, was geschehen war. „Ist der Junge tot?“, fragte er und sie antworteten: „Ja, er ist gestorben.“ Da stand David auf, wusch sich, pflegte sich mit wohlriechenden Salben und zog frische Kleider an. Dann ging er ins Heiligtum und warf sich nieder, um den Herrn anzubeten. Danach kehrte er in den Palast zurück und ließ sich etwas zu essen bringen. „Wir verstehen dich nicht“, sagten seine Diener, „als das Kind noch lebte, hast du seinetwegen gefastet und geweint. Doch jetzt, wo es gestorben ist, stehst du auf und isst wieder.“ David erwiderte: „Solange mein Sohn lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich dachte: Vielleicht hat der Herr Erbarmen mit mir und lässt ihn am Leben. Doch nun ist er gestorben — warum soll ich jetzt noch fasten? Kann ich ihn damit etwa zurückholen? Nein, er kehrt nicht mehr zu mir zurück, ich aber werde eines Tages zu ihm gehen!“

Salomo wird geboren

Dann ging David zu seiner Frau Batseba und tröstete sie. Er schlief mit ihr, und sie brachte wieder einen Sohn zur Welt. David nannte ihn Salomo („der Friedliche“). Der Herr liebte das Kind, darum gab er dem Propheten Nathan den Auftrag, hinzugehen und dem Jungen einen zweiten Namen zu geben: Jedidja („Liebling des Herrn“).

Der Krieg ist eben so grausam: Mal trifft es diesen, mal jenen. 2. Samuel 11,25

Die Unwahrheit ist oft nicht in dem, was man sagt, sondern in dem, was man nicht sagt. (Ludwig Marcuse)

Ehrlich?

In der zweiten Stunde eines neuen Jahrganges fragt ein Pastor seine Konfirmanden gern nach ihren Erwartungen für die Unterrichtszeit. Ehrlichkeit im Umgang miteinander wird dann immer am meisten genannt. Ehrlichkeit ist die Basis des Lebens, denn Heuchelei ist tödlich.

Das wird auch in der heutigen Bibellesung veranschaulicht. Uria, der Betrogene, ist durch und durch ehrlich. Und David, der Betrüger, verhält sich wie ein großer Taktiker. Selbst die Erfahrung, dass im Krieg mal dieser und mal jener stirbt, benutzt er, um seine Interessen zu verbergen und nach außen souverän dazustehen. So sind seine Worte, die er dem Joab als Trost schickt, nichts als pure Heuchelei. Damit aber lässt sich keine Krise abwenden. Was wir brauchen, ist Ehrlichkeit und Transparenz.

So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 2. Samuel 12,13

Wo es gar kein Erschrecken gibt, da gibt es auch kein dankbares Staunen über den Gott, der Sünde vergibt. (Søren Kierkegaard)

Alles ganz anders

Wie vieles würden wir am liebsten „ungeschehen machen“! Aber wir können es ja nicht! Darin sind wir so ohnmächtig. Verdrängen bringt auch nichts. Was geschehen ist, ist geschehen! Spätestens einmal vor Gott wird doch alles aufgedeckt sein. Das ist zum Erschrecken. Doch ohne so ein Erschrecken werde ich nicht zum Staunen darüber kommen: „Wo ist ein Gott wie du, Herr? Du vergibst…!“ Er möchte so gerne schuldig gewordenen Menschen die Sünde „wegnehmen“ — und dazu hat Er Jesus geschickt. Er will es tun bei denen, die Ihm ihre Schuld und Sünden bekennen. Also alles das, was Gott eigentlich traurig machen muss und was auch so manchen Menschen über sich selbst betroffen sein lässt, können wir Ihm anvertrauen. Gott kann alles ändern — jetzt und in Ewigkeit. Das ist mehr als „ungeschehen machen“.


David begeht Ehebruch


Als der Frühling kam, begann wieder die Zeit, in der die Könige ihre Feldzüge unternahmen. Auch König David ließ seine Soldaten ausrücken: Unter der Führung Joabs zogen seine Offiziere mit dem ganzen Heer Israels in den Krieg gegen die Ammoniter. Sie verwüsteten das Land der Feinde und belagerten die Hauptstadt Rabba. David selbst blieb in Jerusalem.

Eines Nachmittags, als David seine Mittagsruhe beendet hatte, ging er auf dem flachen Dach seines Palasts spazieren. Da fiel sein Blick auf eine Frau, die im Hof eines Nachbarhauses ein Bad nahm. Sie war sehr schön. David wollte unbedingt wissen, wer sie war, und schickte einen Diener los, der es herausfinden sollte.

Man berichtete ihm: „Die Frau heißt Batseba. Sie ist eine Tochter Eliams und verheiratet mit Uria, einem Hetiter.“ David sandte Boten zu ihr und ließ sie holen. Batseba kam und er schlief mit ihr. Danach kehrte sie in ihr Haus zurück. Gerade vorher hatte sie die Reinigung vorgenommen, die das Gesetz nach der monatlichen Blutung vorschreibt.

Nach einiger Zeit merkte Batseba, dass sie schwanger war. Sie schickte einen Boten zu David, der es ihm sagen sollte. Kaum hatte der König das gehört, ließ er Joab melden: „Schickt sofort den Hetiter Uria zu mir!“ Joab gehorchte und schickte den Mann zu David. Als Uria ankam, erkundigte sich David zunächst, ob es Joab und den Soldaten gut gehe und wie weit die Belagerung der Stadt schon vorangeschritten sei. Schließlich forderte er Uria auf: „Geh nun nach Hause zu deiner Frau, bade dich und ruh dich aus!“ Uria war noch nicht weit gekommen, als ihn ein Diener einholte und ihm ein Geschenk des Königs überreichte. Doch Uria ging nicht nach Hause, sondern zur königlichen Leibwache am Tor des Palasts. Dort übernachtete er.

David hörte davon und ließ Uria gleich am nächsten Morgen zu sich rufen. „Warum hast du nicht zu Hause bei deiner Frau übernachtet?“, fragte er ihn. „Du warst doch jetzt so lange von ihr getrennt!“ Uria antwortete: „Die Bundeslade steht nur in einem Zelt, und auch die Soldaten Israels und Judas müssen mit Zelten auskommen. Selbst der Heerführer Joab und seine Offiziere übernachten auf offenem Feld am Boden. Und da sollte ich nach Hause gehen, essen, trinken und mit meiner Frau schlafen? So wahr du, mein Herr, lebst: Niemals könnte ich so etwas tun!“ David bat ihn: „Bleib heute noch hier, Uria. Morgen lasse ich dich dann wieder ziehen.“ So blieb Uria noch in Jerusalem.

Am Abend lud David ihn zum Essen ein und machte ihn völlig betrunken. Doch auch diesmal ging Uria nicht nach Hause, sondern schlief wieder bei der Leibwache am Palast.

Uria muss sterben

Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und gab ihn Uria mit. Darin befahl er seinem Heerführer: „Stell Uria an die vorderste Front, wo der Kampf am härtesten tobt! Keiner von euch soll ihm Deckung geben. Zieht euch mitten in der Schlacht von ihm zurück, damit er getroffen wird und stirbt.“ Joab hatte die Feinde in der belagerten Stadt schon länger beobachtet, und so wusste er, wo ihre gefährlichsten Leute standen. Genau dort setzte er nun Uria ein. Als nun die Ammoniter aus der Stadt herausstürmten und angriffen, wurden einige Israeliten getötet, und auch der Hetiter Uria war unter den Gefallenen.

Joab ließ David über den Ablauf des Kampfes genau unterrichten. Er sagte dem Boten, der die Nachricht überbringen sollte: „Wenn du dem König über das Geschehene berichtest, wird er vielleicht zornig und hält dir vor: ‚Warum seid ihr so nah an die Stadtmauer herangerückt? Habt ihr denn nicht daran gedacht, dass die Feinde von der Mauer aus auf euch schießen würden? Wisst ihr nicht mehr, wie es damals in Tebez Gideons Sohn Abimelech erging? Von einer Frau wurde er umgebracht! Sie warf von der Mauer der Festung einen Mühlstein und erschlug ihn damit. Warum also habt ihr so nahe an der Stadtmauer gekämpft?‘ Wenn David dir solche Vorwürfe macht, dann erwidere ihm, dass auch der Hetiter Uria gefallen ist.“

Der Bote machte sich auf den Weg und ging in Jerusalem als Erstes zum König. Er richtete David alles aus, was Joab ihm aufgetragen hatte. „Die Feinde waren stärker als wir“, erzählte er, „sie stürmten aus der Stadt und griffen uns auf freiem Feld an. Wir konnten sie bis unmittelbar vor die Tore der Stadt zurückdrängen. Doch da schossen die Bogenschützen von der Mauer auf uns herunter. Einige deiner Soldaten wurden tödlich getroffen. Auch der Hetiter Uria ist gefallen.“ Da antwortete David: „Geh zurück und melde Joab: Lass dich durch diese Niederlage nicht entmutigen! Der Krieg ist eben so grausam: Mal trifft es diesen, mal jenen. Kämpfe entschlossen weiter gegen die Stadt, bis du sie zerstört hast. Nur Mut, Joab!“

Als Batseba hörte, dass Uria gefallen war, hielt sie die Totenklage für ihren Mann. Gleich nach der Trauerzeit ließ David sie zu sich in den Palast holen und heiratete sie. Bald darauf brachte sie einen Sohn zur Welt. Der Herr aber verabscheute, was David getan hatte.

Du bist der Mann!

Der Herr sandte den Propheten Nathan zu David. Als Nathan vor dem König stand, sagte er zu ihm: „Ich muss dir etwas erzählen: Ein reicher und ein armer Mann lebten in derselben Stadt. Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder, der Arme aber besaß nichts außer einem kleinen Lamm, das er erworben hatte. Er versorgte es liebevoll und zog es zusammen mit seinen Kindern groß. Es durfte sogar aus seinem Teller essen und aus seinem Becher trinken, und nachts schlief es in seinen Armen. Es war für ihn wie eine Tochter. Eines Tages bekam der reiche Mann Besuch. Er wollte seinem Gast, der einen weiten Weg hinter sich hatte, etwas zu essen anbieten. Aber er brachte es nicht über sich, eines seiner eigenen Schafe oder Rinder zu schlachten. Darum nahm er dem Armen sein einziges Lamm weg und bereitete es für seinen Besucher zu.“

David wurde vom Zorn gepackt und brauste auf: „So wahr der Herr lebt: Dieser Mann hat den Tod verdient! Dem Armen soll er vier Lämmer geben für das eine, das er ihm rücksichtslos weggenommen hat.“

Da sagte Nathan zu David: „Du bist dieser Mann! Der Herr, der Gott Israels, lässt dir sagen: ‚Ich habe dich zum König von Israel erwählt und dich beschützt, als Saul dich umbringen wollte. Den gesamten Reichtum Sauls und auch seine Frauen habe ich dir gegeben. Ganz Israel und Juda gehören dir. Und sollte dir das noch zu wenig sein, würde ich dir sogar noch mehr schenken. Warum also missachtest du meinen Willen? Warum hast du getan, was ich verabscheue? Den Hetiter Uria hast du ermordet und dann seine Frau geheiratet. Ja, du, David, bist der Mörder Urias, denn du hast angeordnet, dass Uria im Kampf gegen die Ammoniter fallen sollte! Von mir hast du dich abgewandt und Uria die Frau weggenommen. Darum sollen von nun an in jeder Generation einige deiner Nachkommen einen grausamen Tod erleiden. Ich, der Herr, sage dir: Jemand aus deiner eigenen Familie wird dich ins Unglück stürzen. Ich selbst werde dafür sorgen. Du musst erleben, wie ein Mann, der dir sehr nahe steht, dir deine Frauen wegnimmt und in aller Öffentlichkeit mit ihnen schläft. Was du, David, heimlich getan hast, das lasse ich am helllichten Tag geschehen. Ganz Israel soll Zeuge sein.‘“

Da bekannte David: „Ich habe gegen den Herrn gesündigt.“ Nathan erwiderte: „Der Herr hat dir vergeben, du wirst nicht sterben. Doch wegen deiner Tat spotten die Feinde Gottes noch mehr über ihn. Darum muss der Sohn, den Batseba dir geboren hat, sterben.“ Nach diesen Worten ging Nathan wieder nach Hause. Der Herr ließ das Kind, das Urias Frau geboren hatte, todkrank werden.

Davids Sohn stirbt

David zog sich zurück, um für seinen Sohn zu beten. Er fastete tagelang und schlief nachts auf dem Fußboden. Seine Hofbeamten kamen und versuchten, ihn zum Aufstehen zu bewegen, doch ohne Erfolg. Auch zum Essen ließ er sich nicht überreden. Am siebten Tag starb das Kind. Keiner der Diener wagte es David mitzuteilen, denn sie befürchteten das Schlimmste. „Schon als das Kind noch lebte, ließ er sich durch nichts aufmuntern“, sagten sie zueinander. „Wie wird er sich erst verhalten, wenn er erfährt, dass es tot ist? Er könnte sich etwas antun!“ Doch als David merkte, wie die Hofleute miteinander flüsterten, ahnte er, was geschehen war. „Ist der Junge tot?“, fragte er und sie antworteten: „Ja, er ist gestorben.“

Da stand David auf, wusch sich, pflegte sich mit wohlriechenden Salben und zog frische Kleider an. Dann ging er ins Heiligtum und warf sich nieder, um den Herrn anzubeten. Danach kehrte er in den Palast zurück und ließ sich etwas zu essen bringen. „Wir verstehen dich nicht“, sagten seine Diener, „als das Kind noch lebte, hast du seinetwegen gefastet und geweint. Doch jetzt, wo es gestorben ist, stehst du auf und isst wieder.“ David erwiderte: „Solange mein Sohn lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich dachte: Vielleicht hat der Herr Erbarmen mit mir und lässt ihn am Leben. Doch nun ist er gestorben — warum soll ich jetzt noch fasten? Kann ich ihn damit etwa zurückholen? Nein, er kehrt nicht mehr zu mir zurück, ich aber werde eines Tages zu ihm gehen!“

Salomo wird geboren

Dann ging David zu seiner Frau Batseba und tröstete sie. Er schlief mit ihr und sie brachte wieder einen Sohn zur Welt. David nannte ihn Salomo („der Friedliche“). Der Herr liebte das Kind, darum gab er dem Propheten Nathan den Auftrag, hinzugehen und dem Jungen einen zweiten Namen zu geben: Jedidja („Liebling des Herrn“).




Der Krieg ist eben so grausam: Mal trifft es diesen, mal jenen.
2. Samuel 11,25

Die Unwahrheit ist oft nicht in dem, was man sagt, sondern in dem, was man nicht sagt.
(Ludwig Marcuse)

Ehrlich?

In der zweiten Stunde eines neuen Jahrganges fragt ein Pastor seine Konfirmanden gern nach ihren Erwartungen für die Unterrichtszeit. Ehrlichkeit im Umgang miteinander wird dann immer am meisten genannt. Ehrlichkeit ist die Basis des Lebens, denn Heuchelei ist tödlich.

Das wird auch in der heutigen Bibellesung veranschaulicht. Uria, der Betrogene, ist durch und durch ehrlich. Und David, der Betrüger, verhält sich wie ein großer Taktiker. Selbst die Erfahrung, dass im Krieg mal dieser und mal jener stirbt, benutzt er, um seine Interessen zu verbergen und nach außen souverän dazustehen. So sind seine Worte, die er dem Joab als Trost schickt, nichts als pure Heuchelei. Damit aber lässt sich keine Krise abwenden. Was wir brauchen, ist Ehrlichkeit und Transparenz.




So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.
2. Samuel 12,13

Wo es gar kein Erschrecken gibt, da gibt es auch kein dankbares Staunen über den Gott, der Sünde vergibt.
(Søren Kierkegaard)

Alles ganz anders

Wie vieles würden wir am liebsten „ungeschehen machen“! Aber wir können es ja nicht! Darin sind wir so ohnmächtig. Verdrängen bringt auch nichts. Was geschehen ist, ist geschehen! Spätestens einmal vor Gott wird doch alles aufgedeckt sein. Das ist zum Erschrecken.


Doch ohne so ein Erschrecken werde ich nicht zum Staunen darüber kommen: „Wo ist ein Gott wie du, Herr? Du vergibst…!“ Er möchte so gerne schuldig gewordenen Menschen die Sünde „wegnehmen“ — und dazu hat Er Jesus geschickt. Er will es tun bei denen, die Ihm ihre Schuld und Sünden bekennen. Also alles das, was Gott eigentlich traurig machen muss und was auch so manchen Menschen über sich selbst betroffen sein lässt, können wir Ihm anvertrauen.

Gott kann alles ändern — jetzt und in Ewigkeit. Das ist mehr als „ungeschehen machen“.